Alles auf einen Blick

Sinus pilonidalis

Eine Steißbeinfistel (im späteren Verlauf „Sinus Pilonidalis“, „Pilonidalsinus“ oder „Steißbeinabszess“ genannt) ist eine Entzündung in der Region der Gesäßfalte, die hauptsächlich durch in die Haut einsprießende Haare verursacht wird.

Einleitung

Eine Steißbeinfistel (im späteren Verlauf „Sinus Pilonidalis“, „Pilonidalsinus“ oder „Steißbeinabszess“ genannt) ist eine Entzündung in der Region der Gesäßfalte. Sie stellt eine verbreitete Erkrankung insbesondere bei stärker behaarten Männern dar. Jedoch können durchaus auch Frauen davon betroffen sein.

Wodurch entsteht eine Steißbeinfistel?

Die Steißbeinfistel ist eine Erkrankung, bei der sich Haare im Weichteilmantel über dem Kreuzbein nachweisen lassen. Durch das Eindringen von Haaren in das Unterhautgewebe kommt es zu einer anschließenden Entzündungs- und Fremdkörperreaktion. Diese führt zur Bildung von Gängen (Fisteln) mit narbigen Gangwällen, die dann später bis in die Tiefe vor dem Kreuzbein von Haut ausgekleidet sein können. Gelegentlich findet sich in der Tiefe der Weichteile vor dem Kreuzbein eine Höhle, in der sich ein Haarknäuel befindet (Haarnest).

Welche Beschwerden verursacht eine Steißbeinfistel?

Die Entwicklung einer Steißbeinfistel merkt man anfangs nicht oder die Beschwerden sind gering und unspezifisch (Schmerzen beim Sitzen auf harten Stühlen, Gefühl wie bei einem "Pickel" oder einer Prellung). Manchmal treten außer einer sichtbaren Öffnung im Bereich der Gesäßfalte („rima ani“) keinerlei Beschwerden auf ("blande" Verlaufsform).

Akuter Verlauf

Der Pilonidalabszeß kann sich innerhalb weniger Tage entwickeln, die zugrundeliegende Steißbeinfistel existierte unbemerkt schon vorher. Durch Reibung der Gesäßhälften aneinander kommt es gerade bei starker Behaarung zu einer Einsprießung von Haaren in die Haut. Diese wirken per se bereits als Fremdkörper und bilden zudem eine Leitstruktur für Keime, die in dieser Region regelmäßig in großer Zahl vorkommen. Kommt noch starkes Schwitzen hinzu, so besteht ein für Bakterien optimales feucht-warmes Milieu. Die Folgen sind starke Entzündung und Eiterbildung. Die typische Ausprägung mit einer geröteten, schmerzhaften Beule am Po bzw. in der Steißbeinregion erkennt man auf einen Blick. Die äußerlich sichtbaren Symptome können auch gering sein. Der Patient hat starke Schmerzen, obwohl man nicht viel sieht. Bei genauer Betrachtung fällt aber auf, dass im Seitenvergleich doch eine Schwellung erkennbar oder eine Verhärtung zu tasten ist.

Chronischer fistelnder Verlauf

Es finden sich keine akuten Entzündungszeichen, dafür aber eine dauerhafte Absonderung (Fistelsekretion) in Form von Eiter bzw. Wundsekret oder blutiger Flüssigkeit. Es besteht kein Juckreiz, die Unterwäsche wird mit Eiter oder Blut verschmiert. Die Steißbeinfistel kann sich innerhalb weniger Tage auf Faustgröße entzünden und somit einen stechenden Schmerz hervorrufen.

Wie wird eine Steißbeinfistel bzw. ein Sinus pilonidalis festgestellt?

Die Diagnose ist auf Grund der Krankheitsgeschichte und Schilderung der Beschwerden relativ einfach. Es genügt eine einfache Untersuchung der Steißbeinregion, wodurch neben den Entzündungszeichen die winzigen Fistelöffnungen feststellbar sind.

Wie wird eine Steißbeinfistel bzw. ein Sinus pilonidalis behandelt?

Im allgemeinen gilt, dass alle Fisteln im Bereich des Steißbeins operativ entfernt werden sollten. Dies geschieht üblicherweise unter Vollnarkose. Da sich hinter einer Steißbeinfistel sehr oft eine Dermoidzyste verbergen kann, sollte eine radikale Excision (= ausschneiden) zur Vermeidung eines Rezidivs (= erneutes Auftreten) durchgeführt werden. Der Hautschnitt wird in ovaler Form um den Abszess herum gesetzt. Die Fistel muss dann breit umschnitten werden. Die Schnittführung muss bis auf die Knochenhaut des Steißbeins reichen. Erst hier werden die Haut und das Fettgewebe mit dem Fistelkanal scharf von der Knochenhaut abgetrennt. Das Abschaben des restlichen Gewebes von der Knochenhaut ist ein entscheidender Schritt, um das Auftreten eines Rezidivs zu vermeiden. Im Anschluss daran bleibt die Wunde offen.

Wenn nur eine kleine Fistel mit geringen Entzündungszeichen vorhanden war, kann eine primäre (in der selben operativen Sitzung) Naht bzw. primärer Hautverschluss durchgeführt werden.

Kann es Komplikationen geben?

Die Operation gestaltet sich in der Regel unauffällig, mit schweren Komplikationen ist nicht zu rechnen. Da die Wunde offen gelassen werden muss, können in den ersten Tagen leichtere Nachblutungen auftreten.

Schwellungen im OP-Bereich sind relativ häufig. In aller Regel verschwinden diese jedoch nach kurzer Zeit. Auch leichte Schmerzen im OP-Gebiet werden beobachtet, lassen aber bald nach.

Wundheilungsstörungen und Infektionen mit der Gefahr einer erneuten Abszessbildung sind selten. Manchmal bildet sich allerdings später eine deutlich sichtbare Narbe aus.

Wie geht es nach der Operation weiter?

Lag eine stark infizierte Fistelbildung vor, ist in jedem Falle die sekundäre Wundheilung (offene Wundheilung) anzustreben. Nach der Fistelexcision (dem Ausschneiden der Fistel) und Abschabung der Knochenhaut wird in diesem Fall eine Tamponade mit Jod oder Tannin eingelegt. 24 Stunden nach der Operation folgen täglich Sitzbäder und das Entfernen der Tamponade, bis die vollständige Wundheilung abgeschlossen ist. Die radikale Entfernung der Steißbeinfistel und sämtlicher Fistelgänge mit anschließender offener Heilung erfordert einen langen Heilungsprozess. Da es sich um eine tiefe Wunde handelt, die meistens bis auf den Knochen des Steißbeins geht, heilt sie nur langsam von unten nach oben. Der Patient sollte sich auf eine Heilungsdauer von möglicherweise mehreren Monaten einstellen.

Die Arbeitsunfähigkeit beträgt je nach beruflicher Belastung 3-4 Wochen. Generell kann der Patient sich nach der Operation alles zumuten, was nicht schmerzhaft ist. Wichtig ist, in der Zeit nach der OP verstärkt auf eine gute Körperhygiene zu achten. Dies ist notwendig, damit sich die Wunde nicht entzündet und Rezidiven (= Rückfällen) vorgebeugt wird. Die Gesäßfalte ist ein sogenannter intertriginöser Bereich. Das bedeutet, dass Haut auf Haut liegt und wenig Luft an diesen Bereich kommt. Hier sammelt sich beim Sport schnell Schweiß. Außerdem können die beiden gegenüberliegenden Hautflächen durch den ständigen Kontakt zueinander bei stärkerer Bewegung wundgescheuert werden. All dies sind keine guten Bedingungen für die Heilung einer Wunde. Daher sollte Sport frühestens dann getrieben werden, wenn die Operationswunde komplett abgeheilt ist. Keinen Sport treiben zu dürfen, bedeutet allerdings nicht, sich gar nicht bewegen zu dürfen. Alle leichten Bewegungen, die nicht schmerzen, sollten gemacht werden. Die Wundränder müssen sich an die Anforderungen des Alltags anpassen, daher wäre z.B. komplette Bettruhe nicht hilfreich, die Wunde könnte eventuell zu eng verheilen und die Narbe wäre gefährdet, zu reißen. Daher ist baldige leichte Bewegung nach einer Steißbeinfistel-Operation empfehlenswert, dabei darf nur auf keinen Fall übertrieben werden. Auch wenn es nach einer Fistel-Operation theoretisch nach einiger Zeit wieder möglich ist, längere Zeit am Stück zu sitzen, so sollte dies wenn irgendwie möglich nicht praktiziert werden. Langes Sitzen begünstigt ohnehin das Auftreten von Fisteln, in der Zeit nach einer Steißbeinfistel-Operation ist dieses Risiko aber noch einmal erhöht.